Ausländische Käufer von Mallorca fernhalten?

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Auf Mallorca sind Zweitwohnungen längst kein Luxusproblem mehr, sondern ein gesellschaftlicher Streitpunkt. Als Ministerpräsident Pedro Sánchez im Sommer zu europäischem Handeln aufrief, schien dies der Beginn einer Veränderung zu sein. Aber was ist seitdem wirklich passiert?

Sánchez kündigte während einer Pressekonferenz in Brüssel im Juni an, rechtliche Instrumente einsetzen zu wollen, um den Besitz von Zweitwohnungen in touristischen Regionen einzuschränken. Dazu suchte er Unterstützung aus Brüssel, um Maßnahmen in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt zu ergreifen. Außerdem bat er um europäische Mittel, um bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können. Es war das erste Mal, dass dieses Thema auf europäischer Ebene diskutiert wurde.

Seit seinen Äußerungen im Juni wurden regionale Gesetzesentwürfe eingereicht, europäische Gespräche geführt und neue regionale Gesetze verabschiedet, aber ein konkretes nationales Verbot blieb aus.

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Gustav Knudsen | 1987

Der spanische Ministerpräsident spricht mit seiner Initiative durchaus ein Problem an. Zahlen zeigen, dass es in nicht weniger als vierzehn Gemeinden auf Mallorca mehr Zweitwohnungen als Hauptwohnsitze gibt. Dabei handelt es sich um die Orte Andratx, Banyalbufar, Campos, Costitx, Deià, Escorca, Estellencs, Felanitx, Fonalutx, Pollença, Ses Salines, Sant Joan, Santanyí und Sencelles.

Laut der Immobilienplattform Idealista wird der Anteil der Nicht-Hauptwohnsitze auf den Balearen nach einem Anstieg um 19.000 im Jahr 2024 31,9 % der Gesamtzahl der Wohnungen auf den Inseln ausmachen.

Vor allem im Sommer verursacht der schwer zugängliche Wohnungsmarkt zunehmend Probleme, da aufgrund der vielen Touristen mehr Arbeitskräfte im Gastgewerbe, im Gesundheitswesen und in den kommunalen Dienstleistungen benötigt werden. Viele sind gezwungen, zusammenzuwohnen, in Wohnmobilen oder Zelten oder sogar in Hütten Zuflucht zu suchen.

Der aktuelle Stand der Pläne ist komplex. Bislang wurden noch keine endgültigen Regeln eingeführt. Es liegen jedoch mehrere Gesetzesentwürfe und politische Initiativen vor. Sowohl nationale als auch regionale Behörden suchen nach Möglichkeiten, den Wohnungsmarkt auf den Balearen für die Einwohner zugänglicher zu machen. Diese Bemühungen stoßen jedoch auf erhebliche politische Uneinigkeit.

So will die sozialistische Partei (PSOE) unter der Führung von Sánchez vor allem den Besitz von Zweitwohnungen durch Nicht-Residenten und ausländische Käufer einschränken. Dabei wird an eine Erhöhung der Steuern auf solche Käufe gedacht. Ein Vorschlag sieht sogar vor, den Steuersatz für Nicht-Einwohner zu verdoppeln.

Die Regierung der Balearen hat neue Regeln eingeführt: Bei Neubauten müssen mindestens 50 % Sozialwohnungen sein. Diese Sozialwohnungen sind dann nur für Menschen bestimmt, die bereits seit mindestens fünf Jahren in der Region leben und dort gemeldet sind.

Lokale Parteien wie Més per Mallorca haben durch Gesetzesvorlagen versucht, in Gemeinden mit hohem Wohnungsdruck den Verkauf von Wohnungen an Nicht-Einwohner, Investoren und Menschen, die dort nicht wohnen werden, vorübergehend zu stoppen. Gleichzeitig setzt sich Sánchez in Brüssel weiterhin für Maßnahmen ein, um spekulativen Wohnimmobilienbesitz durch Ausländer zu erschweren.

Bislang sind viele dieser Vorschläge gescheitert. Sowohl im regionalen als auch im nationalen Parlament gibt es breiten Widerstand. Dieser kommt vor allem von rechten Parteien wie der Partido Popular (PP) und Vox, den derzeitigen Regierenden der Balearen. Sie plädieren für freie Marktkräfte und lehnen strukturelle Beschränkungen des Wohneigentums ab.

Juristen weisen ihrerseits darauf hin, dass ein vollständiges Verbot von Zweitwohnungen innerhalb der EU rechtlich schwer zu verteidigen ist. Europäische Vorschriften erlauben es aufgrund des Gleichheitsgrundsatzes nicht ohne Weiteres, Einwohner anders zu behandeln als andere EU-Bürger. Daher konzentrieren sich die meisten Vorschläge auf Umgehungsmaßnahmen wie höhere Steuern oder Mindestaufenthaltsdauer.

Unterdessen wächst die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 78 Prozent der Einwohner der Balearen der Meinung sind, dass der Tourismus die Immobilienpreise in die Höhe treibt. Viele junge Menschen und Familien können sich keine Wohnung mehr leisten, während unzählige luxuriöse Zweitwohnungen auf den Inseln den größten Teil des Jahres leer stehen. „Ich muss mit meiner Familie auf 60 m² leben, während das Haus nebenan zehn Monate im Jahr leer steht”, sagt ein Einwohner von Pollença in Diario de Mallorca.

Sánchez betonte in Brüssel, dass das Wohnungsproblem nicht nur Spanien betrifft. „Spanier, Italiener, Franzosen und Deutsche haben alle Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu finden.” Er möchte, dass die EU das Thema ernster nimmt und Maßnahmen in Betracht zieht, um Wohnraum wieder bezahlbar zu machen, auch in beliebten Regionen wie Mallorca.

Quelle: Agenturen